Die Geschichte des Fichtelberghauses in Wort und Bild
1965 - 1997



 
Nachdem die Brandruine 1963 und später abgetragen war, beschloss man, den Fichtelberggipfel schnell wieder zu bebauen. Fest stand, es sollte nicht wieder so ein " altertümlicher " Bau wie der vor 1963 werden, sondern ein Bauwerk, was modern und funktionell ist und den " fortschrittlichen Gedanken des Sozialismus " verkündet. Es wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben und die drei besten Modelle prämiert. Den Zuschlag erhielt einer der beiden zweiten Preise, es war der Kostengünstigste, ein Modell mit einem integrierten Turm von den Architekten Sigurd Heilmann, Gisela Donner und Klaus Sander. Das ganze Projekt ähnelte dem Berghaus auf dem Jeschken im Isergebirge.

Der erste Spatenstich erfolgte 1965 und im Herbst des Jahres 1967 dann die feierliche Einweihung des neuen Fichtelberghauses. Gekostet hatte die ganze Sache ca. 12 Millionen Mark.

In der Festschrift zur 450 -Jahrfeier Oberwiesenthals steht folgendes über das Haus geschrieben: "Von der Architektur des ersten sozialistischen Bauwerkes kann sich jeder selbst überzeugen. Das Gebäude fügt sich gut in die Landschaft unseres Erzgebirges ein."

In Wirklichkeit war dieses Bauwerk alles andere als schön. Es handelte sich um einen zweistöckigen Flachbau mit Flachdach und Anbau in nördlicher Richtung und einem grauen "Betonmonster" von Aussichtsturm mit einer Höhe von 42 m ( ! ) südöstlich des Hauses.

Für die gesetzten Natursteinmauern des Gebäudes ließ man die besten Maurer des Kreises zusammenholen und es durften nur ausgewählte Steine verwendet werden. Außer diesen Natursteinmauern waren die 6 großen Panoramafenster des zweiten Stockwerkes in Richtung Süden mir Blick auf den Klinovec ( Keilberg ) das Interessanteste an dem Gebäude.

Der Flachbau sowie der Anbau waren mit Holz verschalt. Der riesige Aussichtsturm, der eine Verschalung wesentlich dringender nötig gehabt hätte, präsentierte sich in nacktem Betongrau mit ein paar kleinen schlichten Fenstern.

Im Inneren des neuen Hauses legte man ebenfalls Wert auf "künstlerische Gestaltung". So wurden unter anderem Arbeiten von Brokhage, Mannwald und anderen Künstlern angebracht und eingebaut.

Das Gebäude verfügte über eine große Selbstbedienungsgaststätte im Erdgeschoss, sowie Grillbar, Café und Gesellschaftsräume im oberen Stockwerk. Der Anbau diente anfänglich nur als Personaltrakt und wurde erst später zum Bettenhaus. Um die oberen Räume des Hauses auszulasten, wurden Brigadefeiern und ähnliche Veranstaltungen organisiert. Bald hatte das Gebäude im Volksmund den Spitznamen " Biß - Mark " erhalten, nicht aber, wie der ehemals geplante Turm (20er Jahre), sondern eher ironisch. Ein später eingerichteter Intershop tat da noch sein Übriges.

Das neue Fichtelberghaus war der Beginn umfangreicher Baumaßnahmen in und um Oberwiesenthal. Die Stadt sollte als repräsentatives und internationales Zentrum des Sports und der Touristik aufgebaut werden. So wurde auch der Fichtelberg von "Der höchste Berg Sachsens" kurzerhand in "Dach der DDR" umbenannt. Der Fichtelberg wurde für die DDR so etwas wie die Zugspitze für die BRD. Und die Leute kamen und bevölkerten den Gipfel, ja, wo sollten sie auch hingehen in der kleinen DDR, an die Ostseeküste, in den Thüringer Wald oder eben ins Erzgebirge. Die Orientierung auf den Massentourismus führte zur ausschließlichen Versorgung im "Durchlaufprinzip". In Oberwiesenthal war fast immer Saison.

In den 70er und 80er Jahren wurde die Umweltbelastung durch herüberwabernde Industrieabgase von tschechischer Seite so hoch, dass auf dem Fichtelberggipfel ein Baumsterben einsetzte. Der einstmals bis zum Gipfel bewaldete Berg glich nun zusehends der schütteren "Haarpracht" eines alten Mannes. Nur vereinzelt trotzten ein paar verkrüppelte Nadelbäume den chemischen Unbilden. Die Sache mit dem 42 m hohen Aussichtsturm hatte sich damit erübrigt. Man musste nicht mehr hinauf, um eine freie Rundumsicht zu haben. Die konnte man jetzt auch zu ebener Erde genießen.

In den 80er Jahren musste der Turm dann für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Es zeigten sich bedenkliche Risse im Mauerwerk.

In den Jahren 1985 / 86 erfolgten zahlreiche Umbauten bei der Schwebebahn durch polnische und einheimische Firmen. Die Fahrtgeschwindigkeit der Kabinen konnte durch den Einbau eines neuen Antriebes von 3,5 auf  7,0 m/s gesteigert werden, der Maschinenstand, die Stützen, das Laufwerk und die Signaleinrichtung der Kabinen wurde erneuert.

Sonst ging aber alles seinen gewohnten "sozialistischen Gang" auf dem Berg - bis zum Herbst 1989 - bis zur politischen Wende. Es folgte eine Besucherflaute für Oberwiesenthal und den Fichtelberg. Dadurch, dass man zu DDR - Zeiten fast gänzlich auf Nachtquartiere verzichtet und das Haus nur als "Massenabfertigungsobjekt" betrieben hatte, fehlten nun die Gäste. Die schauten sich jetzt natürlich auch erst einmal Österreich, Schweiz, Italien, Spanien usw. an und hatten jetzt keine Zeit mehr für den Fichtelberg vor der eigenen Haustür. Gäste aus den Altbundesländern trauten sich noch nicht so in den "wilden Osten". Für die wenigen Besucher war das Gebäude einfach überdimensioniert.

Bald war die Sache nicht mehr zu halten und wurde 1990 treuhändisch verwaltet. Die Treuhand dachte, sie tut etwas Gutes, als sie im August 1991 das Haus für die monatliche Pacht von 1 DM an einen Schwaben namens Schweinle übergab. Doch dieser Mann hatte ein sehr einnehmendes Wesen und spielte sich als der "Herrgott vom Fichtelberg" auf. Er beanspruchte das ganze Gipfelplateau für sich allein und noch vieles mehr. Es gab viele Schwierigkeiten und viel Streit. Daraufhin erhielt Schweinle 1993 die Räumungsklage und er machte seinem Namen alle Ehre und räumte - aber ordentlich und mehr als besenrein. In einer Nacht - und Nebelaktion ließ er alles was nicht niet- und nagelfest war in 36 Containern vom Berg abfahren. So ließ er selbst die Waschbecken von den Wänden schrauben.

1993/94 ordnete man das Grundstück und das Gebäude aufgrund von Alteigentumsansprüchen dem Freistaat Sachsen zu.

Von 1993 bis 1995 wurde das Fichtelberghaus wieder treuhändisch betrieben. Verschiedene Projekte, wie ein Sanatorium auf dem Berg und ähnliche Sachen, ließen sich nicht in die Tat umsetzen.

Im Jahre 1995 wurde das Fichtelberghaus dann geschlossen. Von da an konnten die Besucher des Gipfels nur noch in der kleinen Gaststätte, die sich in der Bergstation der Schwebebahn befindet, einkehren, um Hunger und Durst zu stillen.

Am 13.07.1995 erklärten Landrat Wilfried Oettel und der Bürgermeister von Oberwiesenthal Heinz-Michael Kirsten im sächsischen Staatsministerium der Finanzen ihr Interesse am Erwerb der Liegenschaft.

Am 21.11.1996 beschließt der Kreistag Annaberg das Fichtelberghaus zu erwerben. Für den symbolischen Kaufpreis von 1 DM kaufte der Landkreis Annaberg am 18.12.1996 Grundstück und Gebäude des Fichtelberghauses. Damit begann für das höchstgelegene Ausflugsziel Sachsens eine neue Ära.

Das Flachdach des DDR-Fichtelberghauses hatte sich nicht bewährt, die Räumlichkeiten waren für unsere Zeit viel zu groß, die umfangreichen Lagerräume wurden nicht mehr benötigt, die wenigen Hotelzimmer hatten zu wenig Komfort. Man beschloss, weder das Haus so zu belassen, noch, es gänzlich abzureißen, um ein neues Gebäude zu errichten. Eine Studie sah einen Teilabbruch vor. Das umgestaltete Gebäude sollte an den Stil des alten Fichtelberghauses, wie es von 1910-963 auf dem Gipfel stand, angepasst werden. Deshalb sollte das Bettenhaus vollständig abgerissen, das Hauptgebäude verkürzt und aufgestockt, sowie der alte Aussichtsturm gesprengt und ein neuer Turm errichtet werden.

In den Winter- und Frühlingsmonaten des Jahres 1997 wurde der Gebäudekomplex vollständig entkernt. Im August 1997 begann man mit den Abbrucharbeiten an Hauptgebäude und Bettenhaus. Der Freistaat Sachsen stellte dem Landkreis Annaberg unter anderem für Abbruch- und Abwicklungskosten des Fichtelberghauses 2 Millionen DM zur Verfügung.

Viele, denen das alte Gebäude zwar auch nicht gefallen hatte, schauten nun wehmütig auf den Gipfel hinauf, wo nun riesige Schutthaufen lagen. Die Menschen dachten: " Hoffentlich geht alles gut, hoffentlich bekommen wir bald ein schönes neues Fichtelberghaus."


 

1967

1968

1969 - Blick auf die Wetterstation

1970

1971 - Wetterstation

1971

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1979

1983

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1997 bis heute


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